Schmuggel mit Ameisenköniginnen

Schmuggel mit Ameisenköniginnen

Ein Weckruf für den globalen Naturschutz – und für alle Käufer exotischer Tierarten

Im überfüllten Gerichtssaal am Flughafen von Nairobi sitzen zwei blasse junge Männer – 18 und 19 Jahre alt, aus Belgien. In T-Shirts und Trainerhosen blicken sie verunsichert in die Menge. Der Vorwurf gegen sie lautet: Illegaler Wildtierhandel. Sie sollen versucht haben, rund 5000 lebende Riesenameisen der Art Messor cephalotes aus Kenia zu schmuggeln, dies in 2200 Reagenzgläsern und Spritzenzylindern.

Diese Ernteameisen, die ausschließlich in Ostafrika vorkommen, sind nicht nur besonders groß – Königinnen können 2,5 Zentimeter ausmachen – sondern auch ökologisch hochbedeutend. Ihr Export ist ohne Genehmigung streng verboten. Die beiden Belgier bekannten sich dazu ebenso schuldig wie ein Vietnamese und ein kenianischer Komplize in einem parallelen Fall.

Die unsichtbare Front des Wildtierhandels

Während der Schmuggel von Elfenbein, Nashorn oder Pangolinen (Schuppentieren) seit Jahren im Fokus des Naturschutzes steht, eröffnet dieser Fall eine neue, fast unscheinbare Dimension; den Handel mit Insekten. Was kurios klingt – Ameisen als Haustiere – ist ein wachsender Markt. In Europa bestehen mittlerweile zahlreiche Onlineshops, mit Namen wie Antsrus oder Antshq, worin Kolonien verkauft werden. Die Messor cephalotes wird dort als „Traumspezies“ gepriesen. Einzelne Königinnen werden für über 200 Euro gehandelt. Der geschätzte Schwarzmarktwert der beschlagnahmten 5000 Ameisen liegt bei maximal einer Million Franken.

Gefährdung ganzer Ökosysteme

Doch die Konsequenzen reichen weit über den illegalen Handel hinaus. Ernteameisen spielen eine zentrale Rolle in den afrikanischen Savannen. Sie verbreiten Grassamen, fördern deren Durchmischung und tragen so zur Stabilität des Ökosystems bei. Der Biologe Dino Martins bringt es auf den Punkt:

„Wenn wir alle Elefanten Afrikas verlören, wäre das tragisch – doch die Savanne würde weiter existieren. Verlören wir jedoch die Ernteameisen, würde sie kollabieren.“

Gerade das illegale Sammeln von Königinnen zieht dramatische Folgen nach sich, denn nur sie sichern das Fortbestehen ganzer Kolonien. Ihr Verschwinden bedroht die biologische Vielfalt Afrikas und öffnet invasive Arten Tür und Tor.

Organisiertes Verbrechen – auch bei Insekten

Laut Interpol zählt der illegale Handel mit Wildtieren zu den vier führendsten Verbrechensfeldern weltweit – nach Drogen, Menschenhandel und Produktpiraterie. Bis zu 20 Milliarden Dollar werden dadurch jährlich umgesetzt. Und zunehmend beschränkt es sich nicht mehr auf Elfenbein oder Tierfelle, sondern weitet sich auch auf scheinbar unauffällige Tiere aus, die zum Ziel internationaler Schmuggelringe werden.

Ein Appell an Sammler und Tierfreunde

Was viele Käufer in Europa nicht sehen (oder nicht sehen wollen); jede vermeintlich „seltene“ Ameise in einem Online-Shop könnte das Resultat illegaler Ausbeutung und ökologischer Zerstörung sein. Wer exotische Tierarten kauft – ob Insekten, Reptilien oder Vögel – trägt auch Verantwortung. Für die Tiere. Für die Herkunftsländer. Für die Artenvielfalt unseres Planeten.

Naturschutz beginnt nicht nur in Nationalparks – sondern auch bei unseren Kaufentscheidungen.

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Die Links innerhalb des Textes führen zu den entsprechenden Orten auf der Weltkarte sowie zu den entsprechend näheren Beschreibungen.

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